Update zum „Cheops-Skandal“: Int. Haftbefehl für deutsche Experimentalarchäologen aufgehoben
Blick auf die Cheopspyramide.
Copyright: A. Müller für grewi.de
Chemnitz (Deutschland) – Einst wegen der angeblich absichtlichen Beschädigung der sogenannten Cheopskartusche – und damit dem einzigen schriftlichen Hinweis auf Pharao Cheops innerhalb der nach ihm benannten Großen Pyramide von Gizeh, wurden 2014 drei Deutsche Experimentalarchäologen in Abwesenheit und fünf ihrer einheimischen Helfer von einem Gericht in Kairo zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nachdem die Archäologen Beweise für Ihre Unschuld und die Existenz der Schäden lange vor ihren Untersuchungen in der Pyramide aufzeigen vorlegen konnten (…GreWi berichtete) und dennoch vor dem Amtsgericht Chemnitz Ordnungsstrafen akzeptiert hatten (…GreWi berichtete), wurde nun auch der internationale Haftbefehl von Interpol gegen die Archäologen aufgehoben. Auch die ägyptischen Helfer der Forscher wurden in Ägypten rehabilitiert.
– Im folgenden finden Sie die (von GreWi unkommentierte) Pressemitteilung von Dr. Dominique Görlitz, www.abora.eu
1) Stefan Erdmann, Dominique Görlitz und Jan Gärtig können mit Erleichterung mitteilen, dass die ihre Personen betreffenden Fahndungsvermerke („Red Notices“) von Interpol endgültig gelöscht wurden. Damit ist der internationale Haftbefehl aufgehoben. Dies geschah auf Grundlage der abschließenden Entscheidung und Empfehlung der Commission „For the Control of Interpol’s Files“.
2) Die „Red Notices“ waren ursprünglich von der ägyptischen Regierung auf dem Weg über das nationale Zentralbüro von Interpol in Ägypten (NCB Egypt) gebracht worden. Die Grundlage war ein ägyptisches Gerichtsurteil vom November 2014, nach welchem das Forscherteam angeblich Proben der so genannten „Cheops-Kartusche“ genommen hatte, die sich mit roter Ockerfarbe gemalt in der obersten Kammer der Großen Pyramide von Gizeh befindet. Gleichzeitig warf man den Deutschen aberwitzige Beschädigungen an der Nordwand der Königskammer vor.
3) Die Forscher hatten stets beteuert, dass sie diese Taten nicht begangen haben. Es hat diesbezüglich entlastende Beweismittel erbracht, die auch der Kommission zugänglich gemacht wurden. Das deutsche Team ist der Kommission für ihre Entscheidung dankbar, die in dieser Angelegenheit einen für seine Mitglieder bedeutsamen Schlusspunkt setzt. Außerdem möchten sich die Forscher bei all ihren Freunden sowie bei jenen Medien bedanken, die sie im Verlauf des „Cheops-Affäre“ unterstützt oder sich durch eine sachliche und faire Berichterstattung ausgezeichnet haben.
4) Das Team freut sich zudem, wichtige Neuigkeiten aus der Rechtsabteilung der Antikenbehörde (Supreme Council of Antiquities = SCA) bekanntgeben zu können. Der in erster Instanz gefällte Urteilsspruch gegen die sechs beschuldigten ägyptischen Begleiter ist auch in der SCA hinfällig geworden. Alle involvierten – inzwischen aus der Haft entlassenen – Inspektoren und Angestellten konnten wieder ihre Arbeit für die SCA aufnehmen und erhielten einen Teil des Lohns zurück, den sie durch die Haft verloren hatten. Der Generalsekretär der SCA Prof. Dr. Mostafa Ahmeen nannte als Begründung zur Wiedereinstellung seiner ehemaligen Angestellten das Urteil als invalide, also nicht zutreffend.
5.) Damit sind alle Hinweise zusammen, dass dieser so genannte Skandal eine Inszenierung des ehemaligen Antikenministers Zahi Hawass war. Es zeigt sich damit abermals, die Fakten sind die Fakten und die Wahrheit wird irgendwann ans Licht kommen. Keinesfalls hatte das Cheops-Projekt zum Ziel, dem ägyptischen Kulturerbe Schaden zu zufügen. Vielmehr ging es darum, neue Befunde zum technischen Stand der frühen ägyptischen Zivilisation zu Tage zu fördern.
Nun kann das Forschungsprojekt endlich wieder an seine Arbeit gehen, und seine Forschungen zum Bau der Großen Pyramiden von Gizeh abschließen. Als erstes Zeichen der Wiederaussöhnung erhielt Dr. Dominique Görlitz eine Einladung des Kestner Museums Hannover von dem Ägyptologen Dr. Christian Loeben. Dort soll er im Dezember 2017 erstmals seine Forschungsergebnisse den deutschen Ägyptologen vorstellen, damit man sich akademisch mit den Befunden aus der Pyramide auseinandersetzen kann. Zudem setzt Görlitz seine Kooperation mit der TU Bergakademie im Zusammenhang mit den Eisenoxidfunden fort.
In Ägypten laufen die Vorbereitungen zu den Revisionsverfahren. Bleibt zu hoffen, dass die Richter dieses Mal die wahren Zusammenhänge des Cheops-Projekts erkennen und die richtigen Urteile fällen.