Ursprung mysteriöser Klänge im Marianengraben erklärt

Symbolbild (Illu.) Copyright: grewi.de
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Honolulu (USA) – Bereits im Jahr 2016 berichteten Meeresbiologen über die Entdeckung und Ortung rätselhafter und äußerst komplexer akustischer Signale, die aus den unerforschten Tiefen des Marianengrabens stammen. Jetzt konnte ein Biologenteam die damalige Vermutung bestätigen, wonach die Laute von einer seltenen Walart erzeugt werden.

Schon in der im Jahr 2016 im „Journal of the Acoustical Society of America“ (DOI: 10.1121/1.4962377) veröffentlichten ersten wissenschaftlichen Beschreibung dieser Laute, die bereits 2014 zum ersten Mal geortet wurden, gingen die Forschenden davon aus, dass es sich bei diesen Geräuschen, die 2,5 bis 3,5 Sekunden andauern und eine Frequenzspanne von 38 bis 8.000 Hertz abdecken, um eine bislang unbekannte Gesangsvariation von Bartenwalen handeln könnte. Die Laute wurden von Sharon Nieukirk und ihrem Team am Hatfield Marine Science Center der Oregon State University (OSU) als „Western Pacific Biotwang“ bezeichnet und durch ihren metallischen Charakter und die komplexe Struktur charakterisiert (…GreWi berichtete).

Das Ozeanografen- und Meeresbiologen-Team um Ann L. Allen vom Pacific Islands Fisheries Science Center der US-Ozeanografiebehörde NOAA, hat nun diese ursprüngliche Annahme untermauert und durch umfangreiche neue Erkenntnisse vertieft. In einer jüngst im Fachjournal „Frontiers in Marine Science“ (DOI: 10.3389/fmars.2024.1394695) veröffentlichten Studie berichten die Forschenden, dass sie die Klänge mithilfe eigens Unterwasseraufnahmetechnologien wie mit Unterwassermikrophonen ausgestatteten Drift- und Tiefseebojen, zweifelsfrei als eine lokale Variante der Laute von Brydewalen (Balaenoptera brydei) identifizieren. Unterstützt wurden diese Arbeiten durch eine eigens entwickelte Künstliche Intelligenz (KI)-Anwendung, die speziell darauf trainiert wurde, die Aufzeichnungen zu analysieren, Walarten zuzuordnen und zu klassifizieren.

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Während ihrer Forschungsexpedition in den Gewässern um die Marianen-Inseln gelang es den Wissenschaftlern, die Unterwasseraufzeichnungen des „Biotwangs“ mit tatsächlichen Sichtungen der seltenen Wale zu verbinden. Die Forscher konnten durch simultane Aufzeichnungen und Sichtungen von Brydewalen den eindeutigen Nachweis erbringen, dass diese Wale die Quelle der geheimnisvollen Laute sind.

Brydewale zählen zu den wenigen Walarten, die im Gegensatz zu anderen Bartenwalen keine ausgedehnten Wanderungen unternehmen. Trotzdem zeigen die neuen Untersuchungen, dass diese Wale nicht nur in den Gewässern um die Marianen-Inseln anzutreffen sind, sondern auch viel Zeit in der sogenannten Übergangszone des Pazifischen Ozeans verbringen. Diese Übergangszone stellt eine besondere ozeanografische Grenzregion dar, in der warmes und kühleres Wasser aufeinandertreffen. Dadurch entstehen ideale Bedingungen für das Wachstum großer Planktonpopulationen, die eine wichtige Nahrungsquelle nicht nur für die Brydewale darstellen.

Grafische Darstellung eines Brydewals (Illu.).Copyright/Quelle: NOAA

Grafische Darstellung eines Brydewals (Illu.).
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Diese Erkenntnisse bieten den Forschern nun neue Möglichkeiten, das Verhalten und die Lebensräume der Brydewale eingehender zu erforschen. Darüber hinaus hoffen die Wissenschaftler, dass die genaue Zuordnung dieser Laute möglicherweise auch Antworten darauf liefern könnte, warum die Gesänge dieser Wale so einzigartig und unverwechselbar sind. Dies könnte zu einem besseren Verständnis ihrer Kommunikation und ihrer Rolle im marinen Ökosystem führen.

– Ein Klangbeispiel der aufgezeichneten Laute finden Sie HIER

Die Forscher und Forscherinnen erhoffen sich von dieser Entdeckung nicht nur neue Einblicke in das Leben der seltenen Brydewale, sondern auch die Möglichkeit, weitere Studien zu ihrer Verbreitung, ihrem Verhalten und ihren Überlebensstrategien durchzuführen. So könnte man eines Tages vielleicht sogar verstehen, warum ihre akustischen Signale eine so ungewöhnliche Komplexität aufweisen.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Unbekannte komplexe Laute aus der Tiefe des Marianengrabens geortet 16. Dezember 2016

Recherchequelle: Frontiers in Marine Science

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