US-Forensik-Expertenteam will „Weiße Nazca Mumien“ unabhängig untersuchen

Ansicht der menschenartigen, jedoch dreigliedrigen und schwangeren Mumie „Monserrat“. Copyright/Quelle: Jaime Maussan / Maussan TV
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Ansicht der menschenartigen, jedoch dreigliedrigen und schwangeren Mumie „Monserrat“.Copyright/Quelle: Jaime Maussan / Maussan TV

Ansicht der menschenartigen, jedoch dreigliedrigen und schwangeren Mumie „Montserrat“.
Copyright/Quelle: Jaime Maussan / Maussan TV

Lima (Peru) – Die Saga rund um die sogenannten „Weißen Mumien von Nazca“ geht in eine weitere Runde. Nachdem das Team um den mexikanischen Journalisten Jaime Maussan in den vergangenen Monaten weitere angebliche Funde dreifingeriger weißer Mumien von nahezu klischeehaftem Alien-artigen Aussehen gezeigt hatte, präsentierte Maussan nun endlich den seit langem notwendigen Schritt hin zu einer unabhängigen Klärung der Frage um die Echtheit der Körper. Ob diese jedoch tatsächlich zustande kommt und wie man mit den bereits nachgewiesenen Beweisen für moderne Manipulationen tierischer und archäologischer menschlicher Körper umgeht, bleibt abzuwarten.

Die angebliche Entdeckung einer ganzen Reihe unterschiedlicher bizarrer Trockenmumien unweit der berühmten Scharrbilder von Nazca sorgt seit 2017 international ebenso für Aufsehen wie für Zweifel an deren Echtheit – legten die exotischen Körperformen und -Merkmale der humanoiden Mumien doch nahe, dass es sich nicht um bekannte Menschenformen, sondern teilweise um zwergengroße, reptilienartige Mischwesen handeln müsste. Schnell wurde auch über eine außerirdische Herkunft spekuliert. Nachdem sich zunächst ein privater US-amerikanischer Online-Sender der Untersuchungen der angeblichen Funde angenommen und damit in Wissenschaftskreisen für harsche Kritik gesorgt hatte, wurden die Mumien schlussendlich von Wissenschaftlern der Universidad Nacional San Luis Gonzaga in Ica (UNICA) analysiert. Zumindest die Schlussfolgerungen zu den hier untersuchten Mumien waren eindeutig: Es handelte sich ganz offensichtlich um teilweise aus tierischen und menschlichen Körperteilen zusammengeschnitten und -gebaute Körper oder sogar um grob beschnittene antike, aber dennoch rein menschliche Trockenmumien handelte (…GreWi berichtete).

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Maussan, Kolleginnen und Kollegen wollten diese Schlussfolgerungen jedoch nicht akzeptieren und präsentierten immer wieder nicht nur gegenteilige Aussagen – auch von Wissenschaftlern – sondern weiterhin auch immer wieder neue angebliche Funde von teils noch bizarrerem (etwa insektenartigem) Aussehen. Der Höhepunkt dieser Ereignisse war dann die Präsentation zweier kleiner Mumien vor dem mexikanischen Kongress im Rahmen einer Vortragsveranstaltung, auf der es eigentlich um die Frage des Risikos für die Flugsicherheit durch unidentifizierte Flugobjekte und Phänomene (UFOs/UAP) gehen sollte (…GreWi berichtete).

Auf einer Pressekonferenz im Sheraton-Hotel in Lima präsentierte das Team um Maussan am vergangenen 4. April 2024 nun neben einem Abriss der bisherigen positiven Untersuchungsergebnisse (einmal mehr wurden die kritischen negativen Ergebnisse leider ausgeblendet) neue Untersuchungen neuer menschenartiger Mumien – eine davon scheint sogar mit einem Fötus schwanger zu sein (s. Titelabbildung) – sowie ein Team aus drei US-Forensikern, die sich zu einer unabhängigen Untersuchung der Mumien bereit erklärt haben.

Dieses auch in Lima anwesende Team besteht aus:

Dr. James Caruso, dem leitenden Gerichtsmediziner und Leichenbeschauer der Stadt und des Landkreises Denver, im US-Bundesstaat Colorado.

Dr. William Rodriguez – Forensicher Anthropologe und Forensic Anthropologist und medizinischer Leiter des US-Bundestaates Maryland.

Dr. John McDowell, emeritierter Professor für forensische Zahnmedizin an der University Colorado und ehemaliger Präsident der US Academy of Forsensic Sciences (AAFS)

Die US-Forensiker Dr. John McDowell (2.v.r.), Dr. William Rodriguez (mitte, gelbes Hemd) und Dr. James Caruso (2.v.l.) gemeinsam mit Jaime Maussan (r.).Copyright/Quelle: Jaime Maussan /MaussanTV

Die US-Forensiker Dr. James Caruso (2.v.l.), Dr. William Rodriguez (mitte, gelbes Hemd) und Dr. John McDowell (2.v.r.) gemeinsam mit Jaime Maussan (r.).
Copyright/Quelle: Jaime Maussan /MaussanTV

Auf der Pressekonferenz in Lima erklärte McDowell, dass die bisherigen Untersuchungen von Maussans Team umfangreich unterstützt und in keinster Weise beeinflusst wurde. „Wir werden uns den Daten unvoreingenommen annehmen und nur das berichten, was wir finden und feststellen.“ McDowell war zudem um eine zukünftige konstruktive Partnerschaft mit den peruanischen Behörden bei der unvoreingenommenen Untersuchung der Körper bemüht. „Derzeit sind wir zu der Einschätzung gekommen, dass die Körper einer weiteren und genaueren Untersuchung wert sind und hoffen, dass sie hierzu auch zugänglich gemacht werden, um sie an Einrichtungen mit besseren instrumentellen und technologischen Möglichkeiten zu untersuchen.“ McDowell war auch darum bemüht, dass man bislang noch keine Schlussfolgerungen gezogen habe, da es dafür noch zu früh sei.

– Bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels lagen noch keine Reaktionen der bisherigen Kritiker oder der peruanischen Behörden vor.

Auf der gestrigen Pressekonferenz in Peru kam es zudem auch zu einem kurzen Eklat, als offenbar Beamte des peruanischen Kulturministeriums die Veranstaltung unterbrachen, um die vermeintlich vorhandenen Körper sicherzustellen. Erst als diese darauf hingewiesen wurden, dass die Körper gar nicht vor Ort seien und es sich um eine private

Informationsveranstaltung handele, an der die Beamten gerne weiter teilnehmen dürften, beruhigte sich die Situation, und die Veranstaltung konnte fortgesetzt werden. Das folgende Video zeigt einen vollständigen Mitschnitt der Pressekonferenz:

…GreWi-Kommentar
Mit der Einbeziehung eines wirklich unabhängigen und ausgewiesenen Expertenteams vollziehen Maussan und Kollegen endlich einen Schritt, der eigentlich ganz am Anfang der Saga rund um die Mumien hätte getan werden müssen, statt sich auf populärwissenschaftliche TV-Methoden einzulassen und so zwangsläufig eine Kontroverse loszutreten, wenn nicht sogar die Körper selbst einer sauberen wissenschaftlichen Diskussion zu entziehen. Auch mit der Präsentation zweier Mumien im Rahmen einer UFO-Anhörung vor dem mexikanischen Kongress hat Maussan weder einer archäologischen Frage rund um die Mumien noch dem UFO-Thema genutzt bzw. diesen sogar einen Bärendienst erwiesen. Die Übergabe der zukünftigen Untersuchungen an die US-Forensik-Experten ist hingegen ein positiver Zug, den es zunächst ebenso anzuerkennen gilt – auch wenn man sich vielleicht die Ausweitung des Teams auf anerkannte Archäologen wünschen könnte.

 

Es bleibt nun abzuwarten, in welchem Umfang das Expertentrio Zugang zu den Daten und den Körpern haben wird und ob sie auch die bisherigen schwergewichtigen Kritikpunkte gegen die Echtheit einiger der Mumien in ihren Untersuchungen und Bewertungen mit einbeziehen werden. Denn schlussendlich gilt es nicht nur diese eigentlich eindeutigen Hinweise auf gezielte Manipulation, Fälschung und Schwindel ebenso zu entkräften, wie die Untersuchungsergebnisse von privaten Forschern wie Steve Mera und Barry Fitzgerald, die vor Ort in Peru eindeutige Beweise für einen groß angelegten und für die Fälscher ebenso lukrativen Schwindel und Schwarzmarkthandel mit diesen Körpern gefunden und veröffentlicht haben. Auch die folgende Zusammenfassung dieser Ergebnisse soll und muss deshalb Teil der gesamten Geschichte rund um die „Weißen Mumien von Nazca“ sein.

…GreWi wird weiterhin berichten, so es greifbare neue Ergebnisse dazu geben wird.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Wissenschaftliche Analysen offenbaren dreifingerige „Weiße Nazca-Mumien“ als Schwindel 7. Juni 2022
Kontroverse um öffentliche „UFO-Anhörung“ vor dem mexikanischen Abgeordnetenhaus 13. September 2023
Die zweite „UFO-Anhörung“ am mexikanischen Kongress – Eine kritische Nachbetrachtung 10. November 2023

Recherchequelle: X/Twiter, eigenen Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de

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