US-Forscher verkünden Durchbruch bei Verlängerung der Lebensdauer
Los Angeles (USA) – US-Wissenschaftler sind zuversichtlich, einen Weg zur Verlängerung auch der menschlichen Lebensdauer gefunden zu haben. Schlüssel für den Durchbruch sei ein Medikament, das in Laborstudien bereits die Lebensdauer zwei verschiedener Arten von Lebewesen verlängern kann.
Wie das Team um Prof. John Tower von der University of Southern California aktuell im „Journal of Gerontology: Biological Sciences“ (DOI: 10.1093/gerona/glaa164) berichtet, handelt es sich um das Abtreibungsmedikament Mifepriston. Die bisherigen Erfolge der Verlängerung der Lebensdauer von Fruchtfliegen und Würmern deuten darauf hin, dass die Ergebnisse auch für andere Arten, einschließlich des Menschen, gelten könnten.
In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zunächst eines der in der Genforschung am häufigsten verwendeten Labormodelle – die Fruchtfliege Drosophila melanogaster – und stellten fest, dass das Medikament das Leben weiblicher paarungsfähiger Fliegen verlängert.
Hintergrund
Mifepriston, auch bekannt als RU-486, wird von Ärzten verwendet, um frühe Schwangerschaften zu beenden sowie Krebs und Cushing-Krankheit zu behandeln.
Die Forscher erläutern, dass weibliche Fruchtfliegen Während der Paarung vom Männchen ein Molekül, ein sog. Sexualpeptid erhalten. Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass das Sexualpeptid Entzündungen verursacht und die Gesundheit und Lebensdauer weiblicher Fliegen verringert.
Tower und sein Team, stellten nun fest, dass die Fütterung von Mifepriston an die verpaarten Fruchtfliegen die Wirkung des Sexualpeptids blockiert, Entzündungen reduziert und die weiblichen Fliegen gesünder hält, was zu einer längeren Lebensdauer führt als ihre Artgenossen der Kontrollgruppe, die das Medikament nicht erhielten.
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„Die Wirkungen des Arzneimittels bei Drosophila scheinen ähnlich zu sein wie bei Frauen, die es einnehmen“, berichten die Forscher: „Bei Fliegen verringert Mifepriston die Fortpflanzung, verändert die angeborene Immunantwort und verlängert die Lebensdauer. Wir wissen, dass Mifepriston beim Menschen die Fortpflanzung verringert und die angeborene Immunantwort verändert. Könnte es also auch die Lebensdauer verlängern?“
Tower und sein Team suchten nach einem besseren Verständnis der Wirkungsweise von Mifepriston zur Verlängerung der Lebensdauer und untersuchten hierzu die Gene, Moleküle und Stoffwechselprozesse, die sich beim Konsum des Arzneimittels durch Fliegen änderten. Sie fanden heraus, dass hierbei das sogenannte Juvenilhormon-Molekül eine zentrale Rolle spielt.
Das Juvenilhormon reguliert die Entwicklung von Fruchtfliegen während ihres gesamten Lebens, vom Ei über die Larven bis zum Erwachsenen. Das Sexualpeptid hingegen scheint die Wirkung des Juvenilhormons zu eskalieren und den Stoffwechsel der verpaarten Fliegen von gesünderen Prozessen auf Stoffwechselwege zu verlagern, für deren Aufrechterhaltung mehr Energie erforderlich ist. Darüber hinaus fördert die Stoffwechselverschiebung schädliche Entzündungen und scheint die Fliegen empfindlicher für toxische Moleküle zu machen, die von Bakterien in ihrem Mikrobiom produziert werden, berichten die Autoren: „Mifepriston ändert das alles.“
„Unter Einfluss des Medikaments blieb der Stoffwechsel der verpaarten Fliegen auf gesunden Wegen. hinzu lebten sie länger als ihre verpaarten Schwestern, die kein Mifepriston erhalten hatten. Insbesondere sind diese Stoffwechselwege auch beim Menschen erhalten und mit Gesundheit und Langlebigkeit verbunden“, sagte Tower.
Nach ihren Versuchen mit Fruchtfliegen haben die Wissenschaftler die Versuche auch auf ein anderes gängiges Labormodell, den Spulwurm Caenorhabditis elegans (C. elegans), übertragen und auch diesen Mifepriston verabreicht. Hierbei zeigte sich, dass das Medikament auch hier die gleiche lebensverlängernde Wirkung auf sich verpaarende Würmer hatte.
Da Drosophila-Fruchtfliegen und C. elegans-Würmer auf relativ weit entfernten Zweigen des Evolutionsbaums sitzen, gehen Tower und Kollegen davon aus, dass die ähnlichen Ergebnisse bei derart unterschiedlichen Arten darauf hindeuten, dass auch andere Organismen, einschließlich des Menschen, möglicherweise vergleichbare Vorteile für die Verlängerung der Lebensdauer haben.
„In Bezug auf die Evolution sind Drosophila und C. elegans ebenso weit voneinander entfernt wie beide vom Menschen“, so Tower und Kollegen. „Die Tatsache, dass Mifepriston die Lebensdauer beider Arten verlängern kann, legt nahe, dass der Mechanismus bei vielen Arten vorliegt und wichtig ist.“ Tower betont allerdings, dass ein klareres Verständnis der Feinheiten der Wirkungsweise von Mifepriston erforderlich sei, bevor endgültige Schlussfolgerungen gezogen werden können: „Unsere Daten zeigen, dass Mifepriston in Drosophila entweder direkt oder indirekt der Signalübertragung von Juvenilhormonen entgegenwirkt, das genaue Resultat von Mifepriston jedoch noch nicht bekannt ist.“
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