Washington (USA) – Nur einen Tag nach der UFO-Anhörung vor dem US-Kongress hat die US-UFO/UAP-Untersuchungsbehörde AARO ihren Jahresbericht für 2024 veröffentlicht. Erneut kommt die Behörde zu dem Schluss, dass man keine Beweise für außerirdische Besuche oder exotische Technologien gefunden habe. Damit widerspricht AARO jedoch nicht nur den zahlreichen Aussagen von hochrangigen Regierungsmitarbeitern und Whistleblowern, sondern sogar der Bewertung einiger AARO-Fälle durch den eigenen neuen Direktor.
In einer Pressemitteilung des US-Verteidigungsministeriums heißt es zum nun veröffentlichten „Konsolidierten Jahresbericht für das Haushaltsjahr 2024 über Informationen zu unidentifizierten anomalen Phänomenen“ der „All-domain Anomaly Resolution Office“ (AARO):
„Diese Woche haben das Verteidigungsministerium und das Büro des Direktors der nationalen Nachrichtendienste (Office of the Director of National Intelligence, ODNI) den Jahresbericht des All-domain Anomaly Resolution Office (AARO) über unidentifizierte anomale Phänomene (Unidentified Anomalous Phenomena, UAP), wie er durch den National Defense Authorization Act (NDAA) für das Geschäftsjahr 2022 vorgeschrieben und durch das NDAA für das Geschäftsjahr 2023 geändert, an den Kongress übermittelt.
Die Analyse und das Verständnis der potenziellen Bedrohungen durch UAP ist eine fortlaufende Zusammenarbeit, an der viele Abteilungen und Behörden beteiligt sind. Das Verteidigungsministerium dankt dem ODNI sowie anderen beteiligten Abteilungen und Behörden für ihre gemeinsamen Anstrengungen bei der Erstellung dieses Berichts.
Die Sicherheit unseres Personals, unserer Stützpunkte und Einrichtungen sowie der Schutz der operationellen Sicherheit der USA zu Land, in der Luft, auf See und im Weltraum haben oberste Priorität. Wir nehmen Berichte über Eindringlinge in unsere ausgewiesenen Räume, sei es zu Land, in der Luft, auf See oder im Weltraum, sehr ernst und untersuchen jeden einzelnen Vorfall.
Das All-domain Anomaly Resolution Office führt die Bemühungen des Verteidigungsministeriums in enger Zusammenarbeit mit dem ODNI und anderen Regierungsbehörden an, um UAP-Berichte zu dokumentieren, zu analysieren und, wenn möglich, aufzuklären. Dabei wird ein rigoroser wissenschaftlicher Ansatz und eine datenbasierte Methodik angewandt. Der diesjährige UAP-Bericht umfasst Berichte über UAP-Vorfälle vom 1. Mai 2023 bis zum 1. Juni 2024 sowie UAP-Berichte aus früheren Zeiträumen, die nicht in früheren Berichten enthalten waren.
In diesem Zeitraum erhielt das AARO 757 UAP-Berichte; 485 dieser Berichte betrafen UAP-Vorfälle, die während des Berichtszeitraums auftraten. Die verbleibenden 272 Berichte bezogen sich auf UAP-Vorfälle, die zwischen 2021 und 2022 stattfanden, jedoch erst in diesem Berichtszeitraum an das AARO gemeldet wurden und folglich nicht in früheren jährlichen UAP-Berichten enthalten waren. Damit stieg die Gesamtzahl der Fälle, die vom AARO untersucht wurden und werden, bis zum 1. Juni 2024 auf über 1.600 an.
Das AARO selbst schreibt zu seinen Untersuchungen in seinem aktuellen Jahresbericht 2024:
„AARO löste 118 Fälle während des Berichtszeitraums auf, die alle als profane Objekte wie verschiedene Arten von Ballons, Vögeln und unbemannten Luftfahrtsystemen (UAS) klassifiziert wurden.
Zum 31. Mai 2024 hat AARO weitere 174 Fälle in der Warteschleife, die auf eine endgültige Überprüfung und Genehmigung durch den Direktor warten. Zum Veröffentlichungsdatum dieses Berichts wurden alle 174 Fälle als profane Objekte wie Ballons, Vögel, UAS, Satelliten und Flugzeuge abgeschlossen. Viele andere Fälle bleiben ungelöst, und AARO setzt die Sammlung und Analyse dieser Fälle fort.“
Erneut wird betont, „dass AARO bisher keine Beweise für außerirdische Wesen, Aktivitäten oder Technologien entdeckt hat“.
Zudem heißt es, dass in keinem der in diesem Berichtszeitraum erhaltenen Berichte Beobachter gesundheitliche Beeinträchtigungen während ihrer Beobachtungen und Erlebnisse erlitten hätten. „Besatzungen des US-Militärs meldeten zwei Vorfälle, die Flugsicherheitsbedenken identifizierten, und drei Berichte beschrieben, dass Piloten von UAP verfolgt oder beschattet wurden.“
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Ebenso habe AARO „keine Hinweise oder Bestätigungen [gefunden], dass diese Aktivitäten auf fremde/ausländische Gegner zurückzuführen sind“. Weiterhin koordiniere sich AARO gemeinsam mit der Geheimdienstgemeinschaft (IC), „um festzustellen, ob diese Aktivitäten das Ergebnis feindlicher ausländischer Aktivitäten sein könnten.“
Ebenso gesteht AARO ein, dass „die Fähigkeit (…) zur Falllösung durch fehlende rechtzeitige und umsetzbare Sensordaten eingeschränkt“ bleibe. AARO adressiere diese Herausforderung, indem es „mit militärischen und technischen Partnern zusammenarbeitet, um Sensoranforderungen, Informationsaustauschprozesse und den Inhalt der UAP-Berichterstattung zu optimieren“. Des Weiteren habe AARO das Engagement der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern ausgeweitet, um Informationen auszutauschen und bewährte Verfahren zur Lösung von UAP-Fällen zu erarbeiten. Ob auch Deutschland Teil dieser Partnerschaft ist, geht aus dem Bericht nicht hervor.
In der Detailauswertung zum Verhalten und den Merkmalen der beobachteten, detektierten und gemeldeten Objekte und Phänomene zeige sich nur wenig Veränderung:
Weiterhin variieren die gemeldeten Flughöhen der UAP stark. „Während die meisten Sichtungen in der Atmosphäre stattfanden, gab es eine signifikante Anzahl von Berichten über Objekte in hohen Höhen, die mit denen im Zuständigkeitsbereich von USSPACECOM vergleichbar sind. AARO untersucht weiterhin, ob diese Berichte von natürlichen Phänomenen oder konventionellen Luftfahrzeugen herrühren könnten.“
Zudem wurden „geografische Trends“ identifiziert, die auf eine höhere Häufigkeit von UAP-Sichtungen in bestimmten Regionen hinweisen, insbesondere in der Nähe von militärischen Einrichtungen und Luftwaffenbasen der USA sowie in Gebieten mit hoher kommerzieller Luftfahrtaktivität.
Interessant ist hier zum einen, dass nahezu der gesamte europäische Raum aus diesem Trend ausgeschlossen scheint, da es hier keinerlei Anzeichen für gehäufte Sichtungen und Detektionen ausgewiesen werden – und das obwohl sich auch hier große US-militärische Einrichtungen befinden. Man denke nur an die für die USA international wichtigen Stützpunkte im pfälzischen Ramstein und Spangdahlem oder Grafenwöhr in Bayern (…GreWi berichtete). Des Weiteren hat sich der leichte Hotspot über Polen, wie er noch in den früheren AARO-Berichten angezeigt wurde, der mit ziemlicher Sicherheit auf die Zunahme von ISR-Aktivitäten über Polen, nicht zuletzt in Folge des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine (seit Februar 2022) zurückgeführt werden konnte (…GreWi berichtete) nun in die Grenzregion von Rumänien, Moldawien und Südwest-Ukraine verlagert. Auch dies dürfte eine Folge der militärischen Aktivitäten im Krieg gegen die Ukraine sein.
Die Mehrheit der profan gelösten und damit erklärten UAP-Sichtungen geht laut dem aktuellen AARO-Bericht auf Ballons, Drohnen, Vögel und andere konventionelle Flugobjekte zurück. „Dies legt nahe, dass die meisten UAP-Sichtungen auf alltägliche Ursachen zurückzuführen sind, was ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtanalyse bleibt“, so die Behörde.
„Einige Berichte von UAP-Sichtungen haben Sicherheitsbedenken im Luftverkehr aufgeworfen. US-Militärpiloten meldeten zwei Vorfälle, die mögliche Sicherheitsprobleme darstellen, und drei Berichte beschrieben Fälle, in denen Piloten von UAP verfolgt oder beschattet wurden. AARO untersucht diese Vorfälle, um mögliche Risiken für die Flugsicherheit zu bewerten und gegebenenfalls zu minimieren.“
Weiterhin beschreiben einige Berichte Sichtungen von unbemannten Luftfahrtsystemen (UAS) und UAP in der Nähe von sensiblen nuklearen Einrichtungen, einschließlich strategischer Nuklearwaffen, und von nuklearbetriebenen Schiffen und U-Booten. „Diese Berichte erfordern besondere Aufmerksamkeit und Koordination mit den zuständigen Stellen, um mögliche Bedrohungen oder sicherheitsrelevante Situationen zu bewerten.“
Vor dem Hintergrund der zahlreichen Gerüchte und Erklärungen von Whistleblowern über geheime UFO-Bergungsprogramme der US-Regierung attestiert der AARO-Report zudem, dass man „derzeit keine Daten [vorliegen habe], die auf die Erfassung oder Ausbeutung von UAP hindeuten. Es gibt keinerlei Beweise oder Bestätigungen für das Vorhandensein oder die Ausbeutung von außerirdischer Technologie durch das DoD.“
Zu den zukünftigen Perspektiven der Untersuchungen erläutert der Bericht abschließend:
„AARO wird seine Bemühungen zur Identifizierung, Kategorisierung und Untersuchung von UAP fortsetzen und seine Partnerschaften mit in- und ausländischen Organisationen ausbauen, um umfassende und fundierte Erkenntnisse zu gewinnen. In den kommenden Jahren plant AARO, das Berichtswesen zu optimieren, die Analysefähigkeiten zu erweitern und die Nutzung modernster Technologien für eine effektivere Untersuchung von UAP-Vorfällen zu intensivieren. Die fortlaufende Kooperation mit Verbündeten wird entscheidend sein, um eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen und die Fähigkeit zur schnellen und genauen Analyse von UAP weiter auszubauen.“
Zudem beinhaltet der aktuelle AARO-Bericht neuen Informationen über das von AARO entwickelte mobile UAP-Detektionssystem GREMLIN (…GreWi berichtete). Dieses habe die Prototyp-Phase bestanden und werde schon im kommenden Jahr in einem jeweils 90-Tages-Rhythmus an Orten die die für nationale Sicherheit von Bedeutung sind, zum Einsatz kommen.
– Den vollständigen AARO-Jahresbericht 2024 im Original finden Sie HIER
GreWi-Kommentar…
Mit seinen hervorgehobenen Statements darüber, dass aus keinem der bislang untersuchten Fälle, „keine Beweise für außerirdische Wesen, Aktivitäten oder Technologien“, noch für sonstige exotische Technologien gefunden habe, widerspricht auch der aktuelle AARO-Bericht (ebenso wie die vorherigen) zahlreichen Aussagen teils hochrangiger Vertreter aus US-Regierung, -Geheimdiensten und -Militärs sowie jenen sogenannter UFO-Whistleblower, die von Begegnungen mit technologisch überlegenen Flugobjekten mit exotischen (unserem Verständnis von Aerodynamik, Beschleunigungs- und Trägheitsgesetzten zu widersprechenden) Eigenschaften und sogar von Bergungs- und Untersuchungprogrammen „nicht-menschlicher Technologien und Biologika“ berichten.
Zugleich widerspricht der AARO-Jahresbericht 2024 aber auch dem eigenen neuen AARO-Direktor Dr. Jon Kosloski (…GreWi berichtete). Dieser hatte sich in einem, einhergehend mit der Veröffentlichung des neuen AARO-Reports veröffentlichten Interviews mit „DefenseScoop.com“ in einem internen Pressebriefing zu „wahrhaft anomalen“ Eigenschaften einiger der untersuchten Vorfälle geäußert.
Zur Frage nach der Definition von „anomal“ erläuterte Kosloski: „Viele Leute und Organisationen haben dazu ihre ganz eigenen Definitionen. (…) Die Arbeitsdefinition des AARO ist hingegen recht formal. Demnach gilt etwas als anomal, wenn dessen Merkmale und Eigenschaften jenseits des heutigen Stands der Technologie und jenseits dessen liegt, was wir uns heute schon an zukünftig Möglichem und Machbarem vorstellen können.“
Neben all den gelösten Fällen erklärte Kosloski gegenüber DefenseScoop.com aber auch: „Es gibt weiterhin interessante Fälle, die ich mit meinem Hintergrund in Physik und als Ingenieur sowie meiner Zeit in den US-Geheimdiensten nicht verstehe, und ich kenne auch niemanden sonst, der sie versteht.“
Derzeit sei sein Team darum bemüht, weitere Informationen von Augenzeugen, Videoaufnahmen und weiteren Daten zu diesen Beobachtungen zusammenzutragen, um einen Sinn in diese Vorfälle zu bringen, die sich laut Aussagen Kosloskis auch in jüngster Vergangenheit, innerhalb des letzten Halbjahres ereignet hätten. „Solange wir noch keine Freigabe zur veröffentlich dieser Informationen haben, möchte ich aber nichts Weiteres dazu sagen. Aber es sind definitiv interessante Sichtungen.“
Allerdings gilt es auch zu bedenken, dass Kosloski selbst erst seit Ende August 2024 im Amt ist, sich der aktuelle Jahresbericht jedoch auf Fälle bis 1. Juni 2024 bezieht, die also noch von seinen Vorgängern Dr. Sean Kirkpatrick und dem Interimsdirektor Timothy A. Phillips (…GreWi berichtete) bearbeitet wurden.
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Da AARO laut aktuellem Bericht aber nicht nur keine Beweise für außerirdische oder exotische Technologien, sondern auch keine dafür gefunden hat, dass es sich bei den beobachteten Phänomenen um das Resultat einer irdischen Feind-oder-Freund-Technologie handelt, bleibt es interessant und abzuwarten, als was sich die von AARO untersuchten anomalen Vorfälle herausstellen. Es wäre an der Zeit, dass AARO selbst mehr Informationen zu genau diesen Vorfällen veröffentlicht.
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Recherchequellen: Eigenen Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de, defense.gov, defensescoop.com
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