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Vampir- und Riesengrab aus der Merowingerzeit bei Theißen entdeckt


Mit dem Gesicht nach unten und wohlmöglich mit einer Eisenstange durch die Brust fixiert, sollte dieser Leichnam einst offenbar von einer Wiederkehr aus dem Totenreich abgehalten werden.

Copyright/Quelle: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Klaus Bentele

Theißen (Deutschland) – Im Zuge des Neubaus der Ortsumfahrung der B91 östlich von Theißen bei Zeitz haben Archäologen zahlreiche Gräber aus der Merowingerzeit entdeckt. Darunter befindet sich neben dem Grab eines für die damalige Zeit ungewöhnlich großen Mannes, ein weiteres Skelett, das im Baulage und zudem mit einer Eisenstange, die wohlmöglich einst durch die Brust getrieben worden war, beigesetzt wurde. Hier vermuten die Archäologen, dass es sich um eine Wiedergänger-Niederlegung handelt, durch die die Rückkehr der Toten verhindert werden sollte.

Wie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt berichtet, werden derzeit auf einer Gesamtfläche von 29.000 Quadratmetern zwischen den Ortschaften Theißen und Nonnewitz sechs Fundstellen ausgegraben.

Erst im vergangenen August konnten die Archäologen von der Entdeckung eines slawischen und bronzezeitlichen Siedlungs- sowie Bestattungsplatzes berichten, auf dem sie schon damals ein Grab eines sogenannten Widergängers – einer Vorform des Vampirs – erkannt haben wollen (…GreWi berichtete).

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Das Grab eines fast zwei Meter großen „Kriegers“.
Copyright/Quelle: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Klaus Bentele

Laut den Archäologen weisen die neuesten Untersuchungsergebnisse „auf eine vielfältige und kontinuierliche Besiedlungsgeschichte der Region hin. So wurde nun auf der Fundstelle 4 ein Friedhof aus der Merowingerzeit (6. Jh.) aufgedeckt. Er umfasst etwa 15 Gräber, darunter auch mindestens drei Niederlegungen von Pferden. Wie zu dieser Zeit üblich, wurden die Verstorbenen in gestreckter Lage, auf dem Rücken und mit dem Kopf nach Westen liegend, bestattet. Fibeln, Anhänger oder Perlen aus Bronze und Glas liefern Informationen zu Tracht und Bräuchen der Zeit. Den Männerbestattungen wurden häufig Waffen beigelegt.“

Während der Erhaltungszustand der Knochen leider eher schlecht ist, brachten die Untersuchungen dennoch auch einige rätselhafte Befunde ans Tageslicht:

„Besonders ragt die Bestattung eines „Kriegers“ hervor. Allein seine Größe von fast zwei Metern unterscheidet ihn von den anderen Verstorbenen. In seinem linken Arm hält er ein eisernes Schwert. An seiner rechten Seite befinden sich die Überreste einer Lanze. Seine Kleidung wurde gegürtet und mit einer Fibel geschlossen.“

Vor besondere Rätsel stellt die Archäologen jedoch ein Skelett, das auf dem Baum und damit mit dem Gesicht nach unten bestattet wurde: „Im Gegensatz zu den restlichen Bestattungen ist dieses Skelett mit dem Kopf nach Osten ausgerichtet. Die Hände sind vor dem Becken positioniert und waren wahrscheinlich gebunden. Hervorzuheben ist eine knapp 50 cm lange „Stange“ aus Eisen auf Rücken und Kopf des Bestatteten. Allerdings berührt sie den Schädel nicht, sondern liegt knapp über ihm. Aufgrund der unüblichen Körperlage handelt es sich nicht um eine reguläre Bestattung, könnte aber eine sogenannte Wiedergänger-Niederlegung darstellen.“

Die Vorstellung vom Wiedergänger, ist eine historische Vorform des moderneren Vamipr-Glaubens, in dem die Menschen der damaligen Zeit die Rückkehr mancher Verstorbener als den Lebenden übel gesinnte Untote befürchteten. „Dieser Glaube war im Frühmittelalter vor allem im slawischen Besiedlungsraum verbreitet, sind aber auch dem germanischen Gedankengut nicht fremd“, erläutern die Landesarchäologen.

„Die Bauchlage mit dem Gesicht nach unten sollte verhindern, dass der Tote zu einem Wiedergänger wurde, indem die Seele nicht aus dem Grab entweichen konnte beziehungsweise in die falsche Richtung geleitet wurde. Im Falle der Bestattung von Theißen könnte der eiserne Gegenstand im Bereich des Rückens als eine zusätzliche Vorkehrung gedient haben, um das ‚Wiederkommen‘ zu verhindern.“ Wenn auch heute nicht mehr nachweisbar, so sei sogar nicht auszuschließen, dass der Verstorbene mit Hilfe des durch die Brust getriebenen Gegenstands in der Erde fixiert wurde, die Eisenstange jedoch später zur Seite fiel.“


Weitere Ansicht des Wiedergängergrabes.

Copyright/Quelle: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Klaus Bentele

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Gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“ präzisiert die Grabungsleiterin Susanne Friederich den Fund um die Information, dass es sich um das Skelett einer vermutlich 16- bis 18-jährigen jungen Frau handelt und spekuliert darüber, dass es sich dabei einst entweder um eine als Hexe verschriene Verstoßene oder auch nur missgebildete Frau gehandelt hatte. „Vielleicht rührte die Besonderheit der toten jungen Frau auch daher, dass sie aus weiter Ferne in die Zeitzer Region gekommen ist. Das könnte man zum Beispiel anhand von Zähnen herausfinden, falls es erhaltenes Material gibt.“

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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