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Vor genau 1000 Jahren: Aufenthalt der Wikinger in Amerika erstmals genau datiert

Archivbild: Originalgetreue rekonstruierte Wikingersiedlung in Neufundland. Copyright: Dylan Kereluk (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 2.0
Archivbild: Originalgetreue rekonstruierte Wikingersiedlung in Neufundland.
Copyright: Dylan Kereluk (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 2.0

Mannheim (Deutschland) – Ein internationales Team hat erstmals des frühesten Aufenthalts der Wikinger in Amerika genau datiert. Wie sich zeigt waren die ersten Europäer erstmals im Jahr 1021 n. Chr. in Nordamerika.

Wie das das internationale Forscherteam unter der Beteiligung des Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie der Reiß-Engelhorn-Museen in Mannheim aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/s41586-021-03972-8) berichtet, handelt es sich um das früheste und erstmals genau nachweisbare Datum, an dem sich Europäer vor der Ankunft von Kolumbus im Jahr 1492 in Amerika aufhielten. Zur Datierung nutzten die Wissenschaftler neueste Erkenntnisse zur Auswirkung von Sonnenstürmen.

Dass die Wikinger bereits lange vor Kolumbus in Nordamerika lebten, war bereits bekannt und ist durch zahlreiche Funde auch archäologisch ausführlich belegt. Damit ist auch beweisen, dass die Wikinger mit ihren Langschiffen nicht nur Island und Grönland, sondern auch L’Anse aux Meadows im kanadischen Neufundland erreichen konnten. Doch wann genau diese ersten transatlantischen Reisen stattfanden, blieb bisher jedoch unklar.

Wie die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen unter Leitung der Universität Groningen zeigen, handelt es sich beim nun ermittelten Jahr 1021 n. Chr. um den frühesten bekannten Zeitpunkt, an dem der Atlantik überquert wurde und damit die Migration der Menschheit schließlich den gesamten Planeten umspannte.

Hintergrund
Erst vor wenigen Tagen berichtete der italienische Sprachwissenschaftler Paolo Chiesa von der Università degli Studi di Milano im Fachjournal „Terra Incognitae“ (DOI: 10.1080/00822884.2021.1943792) von seiner Entdeckung der bislang ältesten mittelalterlichen Erwähnung Nordamerikas rund 150 Jahre vor Kolumbus. Bei dem Text handelt es sich um einen Teil der Chronik „Cronica universalis“ von Galvaneus Flamma des aus dem Jahr 1345. Darin beschreibt dieser ein Land mit dem Namen Marckalada, westlich von Grönland, das offenbar mit der in verschiedenen isländischen Quellen beschriebenen Region Markland übereinstimmt, die wiederum dem heutige Neufundland entspricht.

„Bisherige Datierungsversuche zum Aufenthalt der Wikinger in Amerika haben sich stark auf isländische Sagen gestützt“, erläutert die Pressemitteilung der Reiß-Engelhorn-Museen und führt dazu weiter aus: „Diese zunächst mündlich überlieferten Geschichten wurden allerdings erst Jahrhunderte nach den darin erzählten Ereignissen niedergeschrieben und können somit nicht für eine genaue Altersbestimmung herangezogen werden.“

Baumstumpf mit Bearbeitungsspuren, der neben zwei weiteren Bäumen zur Datierung verwendet wurde. Copyright: Margot Kuitems
Baumstumpf mit Bearbeitungsspuren, der neben zwei weiteren Bäumen zur Datierung verwendet wurde.
Copyright: Margot Kuitems

Für ihre Altersbestimmung untersuchten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Holzstücke dreier Bäume aus archäologisch den Wikingern zuzuordnenden Kontexten in Kanada. Alle drei Holzstücke wiesen deutliche Spuren von Schnitten mit Metallklingen auf und damit eines Materials, das von der einheimischen Bevölkerung nicht hergestellt wurde.

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„Normalerweise ermöglicht eine Altersbestimmung mit der C-14-Methode keine jahrgenaue Datierung. Dass wir jetzt erstmals nicht nur eine Zeitspanne, sondern ein genaues Datum für den Aufenthalt der Wikinger in Amerika angeben können, ist natürlich eine Sensation. Hier kommen uns neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Sonnenstürmen zu Hilfe.“, betont Dr. Ronny Friedrich vom Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie, der die Proben mit seinem Team in Mannheim untersucht hat. Abschließend erläutern die Forschenden: „Das genaue Jahr konnte bestimmt werden, weil sich 992 n. Chr. ein massiver Sonnensturm ereignete, der ein deutliches Signal im Radiokohlenstoff (C-14) der Baumringe des folgenden Jahres erzeugte. Der signifikante Anstieg der Radiokohlenstoffproduktion zwischen 992 und 993 n. Chr. kann in Baumringarchiven auf der ganzen Welt festgestellt werden und damit zur hochgenauen Datierung dienen. Jedes der drei untersuchten Holzobjekte wies dieses Signal 29 Wachstumsringe (Jahre) vor der äußeren Baumrinde auf und erlaubt die Schlussfolgerung, dass die Fällung der Bäume im Jahr 1021 n. Chr. stattfand – also genau vor 1000 Jahre.“

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Reiß-Engelhorn-Museen Mannheim

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Andreas Müller
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(Kornkreisforscher)

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