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Noch vor Luther: Interakademisches Großprojekt zu erster deutscher, vorreformatorischer Bibelübersetzung

01892
Seiten aus dem Klosterneuburger Evangelienwerk 
Schaffhausen, Stadtbibliothek, Gen. 8, f. 8v (links) und Gen. 8. f. 19r (rechts)

Copyright: gemeinfrei

Augsburg/Jena (Deutschland) – Die sog. Lutherbibel von 1522/34 gilt landläufig als erste Übersetzung der Heiligen Schrift der Christen in Deutsche. Nur wenig bekannt ist jedoch, das die erste Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache bereits im 14. Jahrhundert geschaffen wurde – und das von einem namentlich unbekannten Laien der das Bibelwort mit seinen Übersetzungen einer größeren Zahl von dem Latein nicht mächtigen Laien zugänglich machen wollte. Jetzt widmet sich ein auf 12 Jahre angelegtes interakademisches Großprojekt der sogenannten „österreichischen Bibel“.

Weil die somit erste deutsche Bibelübersetzung trotz ihrer sehr aufwendigen und zum Teil reich bebilderten Handschriften bisher nur wenigen Spezialisten bekannt, will das interakademische Projekt dies in den kommenden zwölf Jahren ändern und eine Edition des Gesamtwerkes erstellen.

Gefördert wird das Projekt  „Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch“, von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) mit einem Gesamtbudget von 4,5 Millionen Euro. Gemeinsam mit seinem Augsburger Kollegen Prof. Dr. Freimut Löser, leitet Prof. Dr. Jens Haustein vom Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik der Universität Jena das Vorhaben, das von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut wird.

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„Die Version des ‚Österreichischen Bibelübersetzers‘ ist eine von mehreren handschriftlichen und 18 gedruckten vorreformatorischen Bibelübersetzungen“, erläutert die Presseinformation der Universität Jena und führt weiter aus: „Während die anderen Übersetzer allerdings zum Ziel hatten, zu einem besseren Verständnis der lateinischen Bibel beizutragen, übertrug der österreichische Autor die lateinische Satzfolge in eine geradezu elegante deutsche Prosa. Dabei übersetzte er nicht nur große Teile der Bibel, sondern kommentierte sie für ein besseres Textverständnis und verteidigte in seinen programmatischen Vorreden zudem das Recht der Laien auf die Bibel in der Volkssprache. Dass der Buchdruck zur Zeit des österreichischen Übersetzers, etwa um 1330, noch nicht erfunden war, erschwerte die Verbreitung der Texte erheblich.“

„Luthers Übersetzung ist ohne Frage genial“, erläutert Prof. Dr. Freimut Löser. „Doch profitierte er auch davon, dass sein Werk direkt gedruckt und so in größerer Zahl vervielfältigt werden konnte.“ Dass Luther von den Arbeiten seiner Vorgänger wusste, davon gehen die Wissenschaftler inzwischen nicht mehr aus.

Nach dem Start des Projektes zu Jahresbeginn widmen sich die beteiligten Forscher und Nachwuchswissenschaftler nun zunächst der Transkription des sogenannten Klosterneuburger Evangelienwerks (s. Abb.). Dieses umfasst 27 Überlieferungszeugnisse, die sich in zahlreichen Bibliotheken Österreichs und Deutschlands befinden und für die digitale wie auch eine gedruckte Edition aufbereitet und analysiert werden.

Das von Bund und Ländern finanzierte Akademienprogramm ist eines der größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme Deutschlands und dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung des kulturellen Erbes.

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Andreas Müller
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