Waun Mawn: Archäologen finden „erstes Stonehenge“ in Wales
London (Großbritannien) – Dass einige der Steine des weltweit vermutlich berühmtesten megalithischen Monuments, dem Steinkreis von Stonehenge im südenglischen Wilsthire, ursprünglich aus dem rund 200 Kilometern entfernten Wales stammen, ist bereits lange bekannt. Nun haben Archäologen dort die Reste eines Steinkreises gefunden, den sie für das „erste Stonehenge“ halten, das später teilweise abgebaut und nach Südengland in die Salisbury Ebene verbracht wurde. Die Beobachtungen bestätigen frühere Entdeckungen in Wales.
Wie das Team um Professor Mile Parker Pearson vom University College London und Joshua Pollard von der University of Southampton aktuell im Fachjournal „Antiquity“ (DOI: 10.15184/aqy.2020.239) berichtet, ist die Idee selbst zwar nicht ganz neu (…GreWi berichtete), doch kann die nun ausformulierte Theorie nicht zuletzt eine der großen Fragen rund um den Steinkreis von Stonehenge beantworten:
Radiokarbondatierungen offenbaren eine Lücke von rund 200 Jahren zwischen jener Zeit, in der die aus den walisischen Preseli-Bergen stammenden Blausteine (Bluestones) in Stonehenge verbaut wurden und der letzten nachweisbaren Aktivität in den walisischen Steinbrüchen.
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„Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Erbauer von Stonehenge 200 Jahre damit verbracht haben sollten, die 2-3 Meter großen Steine langsam aus Wales nach Südengland zu transportieren“, erläutern die Autoren.
Hintergrund
Die aus Wales stammenden Blausteine wurden vor rund 5.000 Jahren in Stonehenge verbaut – Jahrhunderte bevor das Steinkreis-Monument durch den mächtigen äußeren Kreis aus “Steintoren” erhielt, deren Steinquader aus dem 25 Kilometer von Stonehenge entfernten West Woods stammen (…GreWi berichtete).
Nachdem zuvor schon die Blaustein-Steinbrüche in Wales identifiziert werden konnten und schon damals vermutet wurde, dass das spätere südenglische Stonehenge eine Art „Second-Hand-Monument“ sein könnte (…GreWi berichtete), haben die Forschenden um Parker Pearson nun an der heute nur noch aus wenigen, den Stonehenge-Blausteinen auffallend ähnlichen Blausteinen bestehenden Steinsetzung von Waun Mawn in Wales Löcher und Sockelgruben identifiziert, die einst auch hier weitere, einst aufrechte Steine beherbergt hatten, von denen heute in der Region aber keine Spuren mehr zu finden sind.
Parker Pearson und sein Team glauben nun, dass die fehlenden Steine von Waun Mawn dort abgebaut und 140 Kilometer entfernt im Stonehenge-Steinkreis wieder recycelt wurden – dies möglicherweise in Folge einer Migrationsbewegung der einstigen Erbauer-Kultur.
Anhand der aktuellen Funde konnten die Archäologen und Achäologinnen auch den einstigen Durchmesser des Steinkreises von Waun Mawn auf rund 33 Meter rekonstruieren. Das wiederum entspricht dem Durchmesser des äußeren, den Steinkreis von Stonehenge einschreibenden Kreisgrabens, der bereits Teil der ersten Bauphase des Stonehenge-Monuments war. Ebenso wie dieser äußere Graben wies auch der Steinkreis von Waun Mawn einen auf den Sonnenaufgangspunkt zur Mitsommersonnenwende ausgericheteten Eingang auf.
Zum Thema
Mit Hilfe der Methode der sogenannten Optisch Stimulierten Lumineszenz (OSL), mit der ermittelt werden kann, wann Mineralkörner im Boden zum letzten Mal dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, sowie Radiokarbondatierungen von Kohlereste, die die Forscher im Innern der Löcher und Gruben fanden, konnte ermittelt werden, dass die Steine im Steinkreis von Waun Mawn zwischen 3.400 und 3.200 v.Chr. errichtet und rund 300 bis 400 Jahre später hier auch wieder abgebaut wurden – zu einer Zeit also, in der die finale Bauphase des Stonehenge-Monuments begann. Die Autoren der aktuellen Studie sind sich „sehr sicher, dass die Steine deshalb abgebaut wurden, weil sie in Stonehenge wiederverwendet werden sollten.“
Der Abbau von Waun Mawn und der Aufbau von Stonehenge könnte somit Teil einer größeren Migrationsbewegung aus den Preseli-Bergen in die Ebene von Salisbury gewesen sein. Tatsächlich legen auch chemische Signaturen an Funden von Tier- und Menschenknochen einen regen Austausch und Kontakt der beiden Regionen nahe.
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Quelle: University College, Antuqity
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