Weichteilfossilien könnten Suche nach urzeitlichem und außerirdischem Leben nutzen
In kanadischem Burgess-Schiefer finden sich immer wieder erstaunliche Weichteilfossilien.
Copyright: Yale University
Oxford (Großbritannien) – Fossilien, die nicht nur Knochen, sondern ganze Organismen mitsamt ihren Weichteilen bewahrt haben, sind ebenso selten wie von großer Bedeutung für unser Verständnis der Evolution urzeitlichen Lebens auf der Erde. In einer neuen von der NASA geförderten Studie zeigen Wissenschaftler nun, wie die Mineralogie der die Organismen umgebenden Böden ein Schlüssel für deren Fossilierung und die spätere Entdeckung dieser seltenen Versteinerungen sein können. Von den Erkenntnissen könnte auch die Suche nach Fossilien auf anderen Planeten, etwa dem Mars, profitieren.
Wie das Team um Ross Anderson und Nicholas Tosca von der Oxford University und Kollegen der Yale University sowie des Pomona College aktuell im Fachjournal „Geology“ (DOI: 10.1130/G39941.1) berichten, zeigen ihre Untersuchungen, dass bestimmte Tonmineralien für Bakterien giftig sind, die gerade bei der Verwesung von Meereslebewesen und deren Weichteil ein wichtige Rolle spielen.
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Hierzu untersuchten die Wissenschaftler die mineralische Zusammensetzung von mehr als 200 Gesteinsproben aus der Erdzeitperiode des Kambriums mittels Röntgendiffraktometrie und verglichen sie mit der des Burgess-Schiefers, in dem sich vermehrt fossilierte Weichteile erhalten haben (s. Abb.) und mit anderen Gesteinsarten, in denen sich vornehmlich Schalen und Knochen erhalten haben.
Wie sich zeigt finden sich Weichteilfossilien hauptsächlich in an dem Mineral Berthierin reichem Gestein, Hierbei handelt es sich um ein Mineral, das in der zuvor genannten Studie als für Zerfallsbakterien giftig identifiziert wurden. „Für ein Verständnis der Umstände, die zu diesen Fossilien führen ist Berthierin sehr interessant“, erläutert Anderson und führt dazu weiter aus: „Dieses Mineral bildet sich unter tropischen Bedingungen, wenn die Sedimente erhöhte Eisenkonzentrationen beinhalten. Das wiederum bedeutet, dass die Burgess-Shale-Fossilien in Schiefergestein gefunden werden, das sich aus einst tropischen Böden oder zu Zeiten gebildet hat, in denen Böden mit Eisen angereichert wurden. Das ist für uns deshalb so faszinierend, weil es bedeutet, dass wir zum ersten Mal überhaupt die geografische und zeitliche Verteilung dieser seltenen Fossilien deuten können und das ist für ein besseres Verständnis jener Bedingungen, unter denen sie bio- wie ökologisch entstanden sind, von besonderer Bedeutung.
Mit Hilfe dieser mineralogischen Signatur hoffen die Wissenschaftler nun gezielt nach weiteren Orten suchen zu können, an denen seltene Weichteilfossilien zu finden sind.
Die Untersuchungsergebnisse können schlussendlich auch bei der Suche nach außerirdischem Leben nützlich sein: „Während eines Großteils seiner Geschichte, verfügte das irdische Leben weder über harte Schalen noch Skelette“, so Anderson. „Das bedeutet, dass wir vermutlich auch auf anderen Planeten, etwa dem Mars, keine festen Fossilien finden werden, stattdessen aber nach Weichteilfossilien suchen können. Schon der derzeit auf dem Mars aktive NASA-Rover „Curiosity“ verfügt über die Möglichkeit einer mineralogischen Bodenanalyse der Oberfläche. Er könnte also zunächst gezielt nach jenen Gesteinsarten suchen, in denen sich Weichteilfossilien besonders gut erhalten haben könnten.“
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