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Weitere astronomische Darstellungen auf der Himmelsscheibe von Nebra

Die bislang identifizierten Objekte auf der Himmelsscheibe von Nebra (o.l.), die neu identifizierten Sternbilder Stier und „Pflug“ (o.r.), das Sternbild „Pflug“ und die „Auriga-Linie“ (u.l.) und die zweite „Auriga-Linie“ (u.r.).Quelle: B. Fiedler, ArXiv.org 2024
Die bislang identifizierten Objekte auf der Himmelsscheibe von Nebra (o.l.), die neu identifizierten Sternbilder Stier und „Pflug“ (o.r.), das Sternbild „Pflug“ und die „Auriga-Linie“ (u.l.) und die zweite „Auriga-Linie“ (u.r.).
Quelle: B. Fiedler, ArXiv.org 2024

Leipzig (Deutschland) – Mit einem Alter von 3700 bis 4100 Jahre gilt die sogenannte Himmelsscheibe von Nebra als die älteste bisher bekannte konkrete Himmelsdarstellung. Der Mathematiker Dr. Bernd Fielder berichtet nun von der Entdeckung weiterer astronomischer Darstellungen auf der Scheibe.

Wie Fiedler vorab in einem Fachartikel via ArXiv.org ausführt, stimme er mit den bereits bekannten Interpretation des Astronomen Wolfhard Schlosser zu, laut der die Himmelsscheibe von Nebra eine Methode nahelegt, mit der ein Startdatum (und möglicherweise auch ein Enddatum) für das landwirtschaftliche Jahr bestimmt werden kann.

„Wir erweitern diese Interpretation und glauben, dass wir die Konstellation Stier auf der Scheibe gefunden haben, die durch die Hinzufügung von drei Sternen aus der Konstellation Zwillinge das Muster eines bronzezeitlichen Pflugs bildet“, so Fielder.

Zeichnung des „Pfluges von Walle“.Quelle: B. Fiedler, ArXiv.org 2024
Zeichnung des „Pfluges von Walle“.
Quelle: B. Fiedler, ArXiv.org 2024

Hinzu habe er eine Linie auf der Scheibe gefunden, die aus den Sternen ϵ Gem (Mebsuta), θ Aurigae (Mahasim), β Aurigae (Menkalinan) und α Aurigae (Capella) besteht, die der Autor als „Auriga-Linie“ bezeichnet. Fielder vertritt die Ansicht, „dass die Menschen von Nebra die Auriga-Linie nutzten, um jenen Tag zu bestimmen (den ich „Beta-Tag“ nenne), an dem die Plejaden bei Einbruch der Dunkelheit im Februar senkrecht unter β Aur stehen.“

Das Pflug-ähnliche Sternbild und die „Auriga-Linie“ am Nachthimmel (Illu.).Quelle: B. Fiedler, ArXiv.org 2024
Das Pflug-ähnliche Sternbild und die „Auriga-Linie“ am Nachthimmel (Illu.).
Quelle: B. Fiedler, ArXiv.org 2024

Tatsächlich fand Fiedler auch eine zweite Darstellung dieser Auriga-Linie auf der Scheibe, bei der die Abstandsverhältnisse zwischen den Sternen sehr genau den Abstandsverhältnissen am Himmel entspreche und bei der die Plejaden senkrecht unter β Aurigae liegen (s. Titelabb). „Dies beweist, dass die Menschen von Nebra die Abstände gemessen haben müssen und dass unsere Hypothese korrekt ist.“

Dieser Beta-Tag könnte laut Fiedler dazu verwendet worden sein, einen lunisolaren Kalender mit dem Sonnenjahr zu harmonisieren. Allerdings erscheine die wahrscheinlichste Möglichkeit, dass mit dem Beta-Tag ein guter Aussaattermin festgelegt werden konnte, indem die Aussaat auf die zweite runde Mondphase (Voll- und Neumond) nach dem Beta-Tag gesetzt wurde. „Ein solcher Aussaattermin ermöglicht es, mit der Aussaat eine Wochenzählung auf Basis der Mondphasen zu beginnen, um weitere landwirtschaftliche Termine zu bestimmen.“

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Wie Dr. Bernd Fiedler weiter ausführt, konnte das für dieses Verfahren notwendige astronomische Wissen alleine durch astronomische Beobachtungen erlangt werden, wie sie den Menschen von Nebra schon damals möglich waren. Mathematische Berechnungen oder der Import von Wissen aus einer mediterranen Kultur seien dazu nicht notwendig: „Man kann einen Punkt auf der Ekliptik bestimmen (den sogenannten Beta-Punkt), sodass der Beta-Tag eintritt, wenn die Sonne am Beta-Punkt steht. Der Beta-Punkt bewegt sich nur langsam relativ zum Frühlingspunkt. Seit der Bronzezeit haben jedoch der Beta-Punkt und der Frühlingspunkt ihre Reihenfolge auf der Ekliptik vertauscht.“

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Recherchequelle: ArXiv.org

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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