Wellen formen Küstenlandschaften auf Saturnmond Titan
Cambridge (USA) – Simulationen zeigen, dass Wellen die wahrscheinlichste Erklärung für die Küsten- und Uferformen auf dem Saturnmond Titan sind. Die Erkenntnis könnte auch dem Schutz von irdischen Küstenlandschaften dienen.
Wie das Team um die Geologen Rose Palermo Prof. Taylor Perron vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) aktuell im Fachjournal “Science Advances” (DOI: 10.1126/sciadv.adn4192) berichtet, zeigen neue Simulationen von Wellengang in den Gewässern des Titans, dass diese stark genug sein können, um die die einfassenden Landschaften auf dem Saturnmond zu formen.
Während bislang nur widersprüchliche Daten zur Frage der Existenz von Wellenaktivität und deren Einfluss auf die Titan-Küstenlandschaften vorlagen, haben die Forschenden um Perron nun erstmals Erosionsmodelle für irdische Seen auf die Bedingungen des Titan übertragen, um so zu simulieren, welche Art der Erosion für die von Aufnahmen der Cassini-Sonde bekannten Küsten- und Uferlinien auf Titan verantwortlich sein könnten.
Hintergrund
Titan, der größte Saturnmond, ist neben unserer Erde der einzige bekannte Himmelskörper in unserem Sonnensystem, auf dem Flüsse, Seen und Meere von einem Flüssigkeitskreislauf aufrechterhalten werden. Allerdings fließt in diesen Gewässern kein Wasser, sondern flüssige Kohlenwasserstoffe – ein Gemisch aus Methan und Ethan. 2007 konnte die NASA-Sonde „Cassini“ erstmals diese Seen und Meere fotografieren und bestätigen.
Die Simulationen zeigen nun, dass Wellengang die wahrscheinlichste Erklärung für die Küsten- und Uferformen auf Titan sind. Allerdings seien noch weitere direkte Beobachtungen der Titan-Oberfläche notwendig, um diese Wellen auch direkt zu bestätigen.
„Basierend auf unseren Ergebnissen können wir sagen, dass, sollten die Küstenverläufe des Titan von Erosion geformt worden sein, Wellen die wahrscheinlichste Erklärung für diese Geländeformen darstellen“, so Perron.
Die Antwort auf die Frage, ob es auf Titan Wellen gibt oder nicht, könnte Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen weitere Informationen auch über das Klima des Mondes liefern, etwa über die Stärke von Winden, die diese Wellen unter anderem antreiben. Anhand der Wellen könnten Forscher und Forscherinnen zukünftig auch das Aussehen der Titan-Landschaft, etwa von Inseln in den Titanseen- und Meeren voraussagen.
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In weiteren Arbeiten sollen die Forschenden nun anhand bereits vorhandene Daten und den Simulationsmodelle auf die Stärke der Titan-Wellen rückschließen und hoffen auch anhand der Küstenverläufe auf die vorherrschenden Windrichtungen auf dem Saturnmond schließen zu können.
„Der Titan stellt für uns ein noch völlig unberührtes System dar“, kommentiert Palermo abschließend. „Es könnte uns dabei behilflich sein, mehr grundlegende Informationen darüber zu erlangen, wie Küsten ohne den Einfluss des Menschen erodieren und dadurch auch zum zukünftigen Schutz von Küstenlandschaften auf der Erde beitragen.“
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Recherchequelle: MIT
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