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Werden wir bald Lehrbücher über unseren Platz im Universum umschreiben?

– Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag von US-Konteradmiral (i.R.) Dr. Tim Gallaudet und Prof. Dr. Avi Loeb, der am 19. Dezember 2021 im englischsprachigen Original als Gastkommentar auf www.TheHill.com erstveröffentlicht wurde. Der Text wurde – mit freundlicher Genehmigung der genannten Autoren (Loeb und Gallaudet) durch www.GrenWissenschaft-Aktuell.de (GreWi) in Deutsche übersetzt. Die von den Autoren geäußerten Ansichten sind ihre eigenen.

Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben wir eine exponentielle Zunahme unseres Verständnisses und Wissens über das physikalische Universum erlebt. Internationale Observatorien auf der Erde und im Weltraum haben großartige Aufnahmen erstellt, die den gesamten Bereich von Schwarzen Löchern bis hin zur großräumigen Struktur des gesamten beobachtbaren Universums abdecken.

Derzeit befinden wir uns mitten in einer Entdeckung von noch größerem Ausmaß – aber nur wenige erkennen sie an. Unerhörterweise handelt es sich bei diesem Forschungsfeld um genau jenes, das viele als die moderne Ikone der Pseudo- und Quacksalberwissenschaften schlechthin betrachten: unidentifizierte Flugobjekte. Traditionell als „UFOs“ bezeichnet könnten diese eine technologische Ausrüstung darstellen, die von einer fortschrittlichen außerirdischen Zivilisation hergestellt wurde.

Geradezu über Nacht wurden UFOs von der US-Regierung und Teilen der akademischen Wissenschaft anerkannt. Einhergehend mit dieser Verschiebung wurde auch eine neue Bezeichnung für UFOs durch das US-Militär eingeführt: Unidentified Aerial Phänomen (UAP; Anm. GreWi: Unidentifizierte Phänomene im Luftraum).

Die Akzeptanz der Realität von UAP steigert nun auch das Interesse engagierter Forschung am Phänomen, darunter etwa das „Galileo-Projekt“ an der Harvard University zur Suche nach außerirdischen Artefakten in der Nähe der Erde sowie ein unabhängiges Forschungsprogramm der Stanford University zu ungewöhnlichen Materialien.

UAP sind auch der Grund für die Einrichtung einer neuen Behörde im US-Pentagon, die mit der Erstellung eines Wissenschaftsplans beauftragt ist, um damit…

1) …die Eigenschaften und Fähigkeiten von UAP zu untersuchen, die die bekannte Wissenschaft und/oder Technologie übertreffen, einschließlich Antrieb, Aerodynamik, Materialien, Sensoren, Gegenmaßnahmen, Waffen, Elektronik und Stromerzeugung.

2) …in Bemühungen zu investieren, die Grundlagen dieser fortschrittlichen Eigenschaften und Fähigkeiten zu replizieren.

Tatsächlich ist diese Sprache das direkte Ergebnis der Mitglieder des Kongresses, die diese in den „National Defense Authorization Act 2022“ (US-Verteidigungshaushalt für 2022) aufgenommen haben.

All dies beruht auf drei UAP-Videos, die von Piloten der US-Navy aufgenommen und 2020 offiziell vom Pentagon veröffentlicht wurden. Kurz nachdem ein Video im Jahr 2015 aufgenommen wurde, gab es eine sofortige Besorgnis um die Sicherheit der Marineflieger in der Region.

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Als ehemaliger Superintendent des U.S. Naval Observatory war auch US-Konteradmiral (i.R.) Dr. Tim Gallaudet äußerst fasziniert. Aber die Videos wurden geheim gehalten, was jede weitere wissenschaftliche Untersuchung verhinderte. Seit ihrer Deklassifizierung hat der Kongress seine Aufmerksamkeit für UAP stetig erhöht: Zuerst wurde einen Bericht der US-Geheimdienste erstellt, dem nun die Einrichtung einer eigenen Behörde, eines Sonderbüros für UAP-Untersuchungen im Pentagon folgt.

Zusammengenommen weisen diese UAP-Videos und -Bewertungen darauf hin, dass Fähigkeiten (dieser Objekte) jenseits unseres derzeitigen Verständnisses von Wissenschaft, Technologie und Ingenieurwesen existieren und dass sie von einer uns unbekannten Quelle stammen.

Ohne für jedes eine Erklärung vorauszusetzen, können wir nur den Schluss ziehen, dass eine engagierte wissenschaftliche Untersuchung dieser Phänomene neue Erkenntnisse über das Universum, die grundlegende Physik oder beides liefern könnte.

Angesichts des Ausmaßes einer solchen Möglichkeit muss man sich fragen, warum es daran von Seiten der naturwissenschaftlichen Gemeinschaft so wenig Interesse gibt?

Die einfache Antwort ist, dass das seit Langem bestehende Tabu und Stigma im Zusammenhang mit UFOs in Kombination mit der erheblichen Risiko-Angst in der Mainstream-Wissenschaft die Erforschung von UFO bzw. UAP nahezu unmöglich gemacht hat.

Dies ist ein Problem. Vor allem wenn man bedenkt, dass die großen wissenschaftliche n Sprünge oft von denen gemacht wurden und werden, die bereit waren und sind, gegen den Mainstream zu denken und zu handeln.

Ein Beispiel aus dem Bereich der Ozeanographie ist mit dem Namen Dr. Robert Ballard (s. Abb. l.) verbunden. Ballard, der dafür bekannt ist, das Wrack der RMS Titanic entdeckt zu haben, wurde weithin als Einzelgänger angesehen und von Karriereakademikern wegen seiner Arbeit für „National Geographic“ als „Werbefigur“ verachtet. Trotzdem leistete er während seiner Promotion in den späten 1970er Jahren am Woods Hole Oceanographic Institute einige der bedeutendsten Beiträge zur Ozeanographie. Seine erstmaligen Beobachtungen des Ausbreitungszentrums des Mittelatlantischen Rückens sowie von hydrothermalen Quellen und Schwarzen Rauchern vor den Galapagos-Inseln schrieben bestehende Lehrbücher zur geologischen, biologischen und chemischen Ozeanographie um. Obwohl sie heute gut erforscht sind, konnte man sich in den Jahrzehnten vor Ballards Werk keines dieser Merkmale vorstellen.

Da die bisherigen UAP-Untersuchungen des US-Verteidigungsministeriums (DoD) dem Geheimdienst des Pentagon unterstellt ist, werden die meisten oder alle ihrer Ergebnisse geheim gehalten und sind daher der Öffentlichkeit nicht zugänglich (…GreWi berichtete). Es bleibt der wissenschaftlichen Gemeinschaft überlassen, die Wissenslücken über UAP zu schließen. Aber derzeit ist das Galileo-Projekt die einzige Forschungsanstrengung mit einem systematischen wissenschaftlichen Ansatz, um unser Verständnis dieser Phänomene zu verbessern.

Wenn wir bedenken, dass Forschung in diesem Bereich eine Revolution in der Wissenschaft bewirken könnte, wird leicht klar, dass mehr Institutionen beteiligt werden sollten. Der ehemalige Wissenschaftsberater des Weißen Hauses und Professor der Oklahoma University, Kelvin Drogemeier, sagte jüngst, dass wir uns jetzt in einer zweiten „kühnen Ära der Wissenschaft und Technologie befinden“. Er berief sich dabei auf die „erste Ära“ nach dem Zweiten Weltkrieg, während derer der von der US-Regierung finanzierte Forschung die größten Fortschritte ihrer Zeit auf Gebieten wie Raumfahrt, Kernkraft und Supercomputing gelangen.

Heute sehen wir ähnliche Fortschritte in künstlicher Intelligenz, Quanteninformationswissenschaft, erneuerbaren Energien, Umweltschutz und Raumfahrt – mit dem Unterschied, dass die meisten dieser Fortschritte im Privatsektor und in der Wissenschaft mit philanthropischer Finanzierung stattfinden. Mit ähnlicher Unterstützung könnte die Weiterentwicklung unseres Verständnisses von UAP eine krönende Errungenschaft dieser neuen Ära in der Menschheitsgeschichte sein.

…Ende des Gasbeitrages von Dr. Avi Loeb und Dr. Tim Gallaudet.

Konteradmiral (a.D.) Dr. Tim Gallaudet ist einer der Forschungspartner des „Galileo-Projekts“ an der Harvard University und ehemaliger Superintendent des U.S. Naval Observatory. Zuvor war er stellvertretender Administrator der US-Wetter- und Ozeanografie¬behörde „National Oceanic and Atmospheric Administration“ (NOAA), stellvertretender Handelsminister für Ozeane und Atmosphäre und Ozeanograph der Marine im Pentagon. Als Gallaudet 2015 als 1-Stern-Kommandeur dem U.S. Fleet Forces Command diente, sah er zum ersten Mal eines der mittlerweile bekannten UAP-Videos, die später vom Pentagon freigegeben wurden.

 

Prof. Dr. Avi Loeb ist Leiter des „Galileo-Projekts“ in Harvard, einer systematischen wissenschaftlichen Suche nach Beweisen für außerirdische technologische Artefakte. Loeb ist Gründungsdirektor von Harvards Black Hole Initiative, Direktor des Institute for Theory and Computation am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und Vorsitzender des Beirats des Breakthrough Starshot-Projekts. Er ist Autor des Buches „Außerirdisch: Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten“

…Ende des Gastbeitrages von Dr. Avi Loeb und Dr. Tim Gallaudet

Und in Deutschland…?
Seit der Gründung der BRD gab es hierzulande keine staatliche Einrichtung oder Abteilung, die sich gezielt mit der Untersuchungen von UFO- bzw. UAP-Phänomenen beschäftigt hatte oder heute beschäftigt.

Zwar zeigt der Journalist und GreWi-Herausgeber Andreas Müller in seinem aktuellen Buch „Deutschlands UFO-Akten“, dass es immer wieder ein Interesse verschiedener Ministerien, des Bundesnachrichtendienstes, der Bundeswehr und anderer Institutionen an UFOs gab und diese teilweise auch in umfangreichen Akten verschriftet und dokumentiert wurden, doch fehle bislang der „politische Wille“ UFOs gezielt und konkret zu untersuchen (…so ein Bundeswehrsprecher noch 2021 gegenüber dem Autor). Auch auf akademischer-wissenschaftlicher Ebene ist das Interesse etwa an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen offenbar kaum bis gar nicht vorhanden. So seien diese Themen „kein Thema für die Grundlagenforschung“, zitiert Müller in seinem Buch einen Sprecher der Max-Planck-Gesellschaft. Aus Sicht des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) „gibt es keinen Bedarf, solche (Forschungs-)Aktivitäten zu ergreifen“.

Die bislang einzige Ausnahme im deutschsprachigen Raum stellt die Julius-Maximilian Universität Würzburg mit der dortigen Professur für Raumfahrttechnik am Lehrstuhl für Informatik VIII – Informationstechnik für Luft- und Raumfahrt unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hakan Kayal dar.

Prof. Dr.-Ing. Hakan Kayal

Prof. Kayal verfolgt die Entwicklung, Bau und Betrieb von Raumfahrtsystemen und höherer Autonomie, auch die Entwicklung von Nanosatelliten für wissenschaftliche Zwecke, insbesondere für die Extraterrestrik, die Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI) und nicht zuletzt die „Erforschung von Unidentified Aerial Phenomena (UAP)“. Gerade erst vor wenigen Tagen hat Kayal auf dem Dach der Universität der neuste Prototyp eines KI-gesteuerte UAP-Detektor-Systems in Betrieb genommen (…GreWi berichtete).
Informationen zu Kayals Professur sind online abrufbar: https://go.uniwue.de/hkayal
Den Direktlink zu Prof. Kayals Projekt-Seite zu SETI und UAPs finden Sie unter: https://www.informatik.uni-wuerzburg.de/aerospaceinfo/mitarbeiter/kayal/forschungsprojekte/uap-seti/




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GreWi-EXKLUSIV: US-Geheimdienste präsentieren Vorab-Bericht über UFOs und UAPs 26. Juni 2021

© A. Loeb / T. Gallaudet / TheHill.com / grenzwissenschaft-aktuell.de (dt. Übers.)

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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