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Wissenschaftsstreit um 9,7 Millionen Jahre alte Zahnfunde von Eppelsheim entbrannt


Bei diesen beiden in Sedimenten des Ur-Rheins gefundenen Zähnen soll es sich laut Mainzer Archäologen um Zähne eines frühen Vormenschen handeln. Einige Anthropologen zweifeln nun daran und kritisieren Präsentation und Deutung des Fundes.

Copyright: Naturhistorisches Museum Mainz

Mainz (Deutschland) – Nur wenige Tage nachdem Archäologen des Naturkundemuseums in Mainz eine vermeintliche Sensation verkündet hatten (…GreWi berichtete), regt sich in der Forschungsgemeinde scharfe Kritik nicht nur an der Interpretation der beiden Zahnfunde sondern auch an deren Präsentation. Die Kritiker widersprechen der von den Forschern wie Lokalpolitikern verbreiteten Interpretation der wissenschaftlichen Bedeutung des Fundes.

Während Dr. Herbert Lutz vom Naturhistorisches Museum Mainz auf der noch vor einer Fachpublikation des Fundes einberufenen Pressekonferenz erklärt hatte, die beiden rund 9,7 Millionen Jahre alten Zähne würden “verblüffende morphologische Ähnlichkeiten zu erdgeschichtlich jüngeren Vormenschen (sog. Hominini) aus Afrika” aufzeigen, und auf die morphologisch erstaunliche Ähnlichkeit des Eckzahns zu Vertretern der Gattungen Ardipithecus und Australopithecus (die weltweit als die Skelette ‘Ardi’ und ‘Lucy’ bekannt wurden) hinwies; ließ sich der Mainzer Bürgermeister Michael Ebling sogar zu der Aussage hinreißen, der Fund lege nahe, dass „von Morgen an die Menschheitsgeschichte neu geschrieben“ werden müsse.

Diesem Enthusiasmus schließen sich andere Anthropologen allerdings nicht an und kritisieren nicht nur die ungewöhnliche Präsentationsform des Fundes – noch vor einer wissenschaftlichen Fachpublikation – sondern auch die damit einhergehende Interpretation und deren Impolikationen. Lediglich in einer Vorabpublikation via ResearchGate.net hatte Lutz den Fund der beiden Zähne beschrieben, die er beide ein und dem gleichen Tier zuschreibt – einem urzeitlichen Menschenaffen. Da der Fund rund 5 Millionen Jahre älter sei, als die bislang ältesten afrikanischen Funde, rüttele er am bisherigen Bild, wonach sich der evolutionäre Übergang von frühen Hominini zu Menschenaffen und Menschen nicht in Afrika, statt dessen in Europa ereignet haben könnte.

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Zur Fundzeit, so erläutert der „New Scientist“ gab es in Europa bereits zahlreiche Affenarten, die sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben: „Aus diesem Grund vermuten einige Anthropologen wie David Begun von der kanadischen University of Toronto, dass diese frühen Affenarten zunächst in Europa lebten, dass sich der Schritt zu den Frühmenschenarten wie die der Australopithecina aber erst und alleine in Afrika vollzogen habe.“

Die neuen Zahnfunde von Eppelsheim, so behauptet es zumindest die ebenfalls im „New Sciecntist“ formulierte Kritik, gehören aber weder zu einer Affenart, geschweige denn zu einer frühen Menschenaffenart.

Wie Begun gegenüber dem Wissenschaftsmagazin weitere erläutert, gehöre der Backenzahn zu einem ausgestorbenen gibbonähnlichen Primaten, bei denen es sich jedoch um Verwandte von Affen und sogenannten Meerkatzenverwandten handelt, wie sie nur entfernt mit den Hominini (also allen Arten der Gattung Homo) verwandt seien. Der Eckzahn gehöre sogar zu gar keinem menschenähnlichen Tier, sondern zu einem reh- und hirschartigen Wiederkäuer.

In einem Kommentar zu Lutz‘ Artikel auf ResearchGate kommt der Anthropologe Monte McCrossin von der New Mexico State University zur gleichen Einschätzung, spricht sogar von wissenschaftlichem „Katzengold“ und erklärt, „der Fundort in Deutschland hat mit der Evolution des Menschen überhaupt nicht zu tun.“

Die tatsächliche Bedeutung des aktuellen Backenzahnfundes liegt für Begun somit nicht in einem Paradigmenwechsel der Anthropologie, sondern in der Bestätigung des ersten Eppelsheimer Fundes in Form eines entsprechend alten Oberschenkelknochens einer gibbonähnlichen Art im Jahre 1820.

– Bis zum Redaktionsschluss dieser Meldung lagen mir noch keine Informationen über eine Reaktion von Dr. Herbert Lutz zur besagten Kritik vor. GreWi wird weiterhin berichten…

– Kritikpunkte weiterer Wissenschaftler am Vorgehen und den Interpretationen des Fundes durch Lutz und Kollegen, sowie deren erste Reaktion finden Sie HIER

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Andreas Müller
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

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