Zukünftiges Mond-Habitat? Radarmessungen bestätigen zugängliche Lavaröhre auf dem Mond
Trient (Italien) – Radardaten der NASA-Mission „Lunar Reconnaissance Orbiter“ (LRO) bestätigen die Existenz einer ausgedehnten Lavaröhre, die über ein großes Loch in der Mondoberfläche zugänglich ist. Neben der Möglichkeit, innerhalb solcher Tunnel im Monduntergrund zukünftige Mondsiedlungen zu beheimaten, stellt die Entdeckung auch einen Meilenstein um Verständnis unseres Trabanten dar.
Wie das internationale Team unter der Leitung von Leonardo Carrer und Lorenzo Bruzzone von der Universita die Trento aktuell im Fachjournal „Nature Astronomy“ (DOI: 10.1038/s41550-024-02302-y) berichtet, wurde die Existenz solcher Untergrundstrukturen schon seit über 50 Jahren vermutet. Allerdings sei es nun das erste Mal, dass ihre Existenz eindeutig nachgewiesen werden konnte.
Die Entdeckung basiert auf den Daten des „Radar Miniature Radio-Frequency“-Sinstruments (Mini-RF) an Bord des NASA-Mondorbiters „Lunar Reconnaissance Oribiter“ (LRO) und der von der Sonde im Jahr 2020 aufgenommenen Bilder der Mondoberfläche.
Mittels neuster Signalverarbeitungstechnologien konnten die Forschenden nun aufzeigen, dass ein Teil der Radarechos aus der Mondregion Mare Tranquillitatis einem unterirdischen Kanal bzw. Tunnel zugeordnet werden kann. „Diese Entdeckung liefert den ersten direkten Beweis für einen zugänglichen Felstunnel unter der Mondoberfläche.“
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Anhand der Datenauswertung gelang es zudem, ein Modell zu erstellen, das zumindest den Eingang und anfänglichen Verlauf des Tunnels abbildet. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um Carrer vermuten, dass es sich um einen einst von Lavaströmen ausgehöhlten sogenannten Lavakanal bzw. Lavatunnel handelt. Während das „Himmelfenster“ selbst einen Durchmesser von knapp 100 Metern aufweist, könnte der Durchmesser des Lavatunnels von rund 45 Meter haben und bis zu 80 Meter und mehr in den seitlichen Untergrund reichen.
Laut Wes Patterson vom Johns Hopkins Applied Physics Laboratory und Hauptverantwortlicher für das Mini-RF-Instrument, zeige die Studie zugleich, „wie Radardaten des Mondes auf neue Weise genutzt werden können, um grundlegende wissenschaftliche Fragen zu beantworten, als auch wie entscheidend es ist, weiterhin Fernerkundungsdaten vom Mond zu sammeln. Dies gilt für die aktuelle LRO-Mission und hoffentlich auch für zukünftige Orbitalmissionen.“
Die Studie habe nicht nur wissenschaftliche Bedeutung, sondern auch Auswirkungen auf die Entwicklung zukünftiger Mondmissionen und damit an einen Ort, an dem die Umwelt für das menschliche Leben feindlich ist: Die Sonnenseite kann Temperaturen von bis zu 127°C erreichen, während die Schattenseite auf -173°C absinkt. Dazu kommt eine kosmische und solare Strahlung, die bis zu 150 Mal stärker ist als auf der Erde, und die ständige Bedrohung durch Meteoriten. „Daher ist es notwendig, Lösungen für Landeplätze von Sonden oder den Bau geschützter Infrastrukturen zu finden, wie sie in den Tiefen des Mondes realisiert werden könnten.“
Hintergrund
Bereits 2022 Orte hatten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler University of California in Los Angeles auf dem Mond lokalisiert, an denen fortwährend fast Zimmertemperatur herrscht – Orte also, an denen zukünftige Mondkolonisten angenehm temperierte Basen für die Erkundung des Mondes errichten könnten. Einer dieser wohltemperierten Orte ist auch das auch als „Sky Window“ bezeichnete Loch im Mare Tranquillitatis. Hier sei es vermutlich der die Höhle beschattende Überhang, der für die konstante Temperatur verantwortlich ist, der bei Tag ein Aufheizen verhindere und die Wärme in der Nacht in der Höhle gefangen halte (…GreWi berichtete).
Die Radarbeweise für Mondtunnel sind daher von großer Bedeutung, um das Wissen über die Ausdehnung und Form der Kanäle zu vertiefen, insbesondere im Hinblick auf die Erforschung der Mondhöhlen durch zukünftige Robotermissionen.
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Recherchequelle: Universita di Trento
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